Route des Grandes Alpes jetzt richtig

Nachdem ich doch sehr aufgeregt war, eher schlecht geschlafen habe und schon um 4 los wollte obwohl der Zug erst um halb 7 ging, bin ich nach meiner Ankunft in Genf tatsächlich nur die geplanten 50km nach La Clusaz gefahren. Leider dieses Jahr alleine, da mich mein letztjähriger Weggefährte im Stich gelassen hat. Mal schauen, wie es mir ergeht. Um diese Jahreszeit ist es auch bei hartem Sonnenscheins nicht wirklich warm. Mein Versuch den Sommer nochmal einzuholen klappt wohl nicht ganz. Die Berge dahinten sind schon ganz schön weiß.

2. Etappe nach Bourge Saint Maurice.

Meine Sorgen, dass es zu kalt sein könnte, waren völlig überflüssig. Genauso wie das Flies-Teil, das ich mir aus Sorge ich könnte frieren, gekauft habe. Warum fährt man eigentlich bei 30 Grad im August, begleitet von eher zu vielen motorisierten 2-Rad Kollegen, die Pässe hoch? Ende September mildes Wetter und wenig Verkehr. C’est bon.

Einkehr beim Petit Randonneur, aber nur ganz petit, weil ich musste ja schnell weiter. Schließlich warteten noch der Col de Pré und der Cormet de Roselend. 

Insgesamt 4 Pässe waren heute doch ein reichhaltiges Programm. Sehr froh war ich am Ende über die matschige Banane, die ich seit München mitführe.

Die Abfahrt zog sich ein bisschen, das ein oder andere Lichtbild wollte schon erstellt werden.

und einen großen weißen Berg habe ich auch gesehen. DEN großen weißen Berg? Vielleicht ist das der Mont Blanc.

3.Etappe Col de l’Iseran

Durch die französischen Industrie-Skigebiete zum Iseran. Es gibt wohl landschaftlich spektakulärere Pässe. Das eindruckvollste ist das Passschild.


Dann noch Regen. Und auf der „Abfahrt“ nach Modane krasser Gegenwind. Jetzt brauch ich mal italienische Pizza- oder Pastaküche – dann siehts vielleicht schon wieder besser aus.

Nach dem Tag heute wird mir klar: der l’Iseran kann nix. Langweilige Straße, langweilige Landschaft. Da gehts nur ewig lang bergauf und gscheit runter gehts auch nicht. Nach Modane fährt man mehr (zeitlich) bergauf als bergab. Und zu allem Überfluss war in der Pizzeria kein Platz frei. Ca. 300 Plätze und kein Stuhl für einen gezeichneten Radler? Blöde Kuh.

Heute dafür absolut versöhnt. Erstmal die lustigen Engländer vom Ferrari oder Sportauto-Club am Col de Telegraph:„Oh, is this the lunch break?“ Die Reiseleiterin:“No we’re having that later.“ Der Jaguarfahrer: „Well then, let’s just have a nice cup of tea here.“ Yes, please do. After that gings weiter nach Asti. „We’re meeting the rest of our bunch there.“ Schön. Waren ja hier schon nicht gerade wenige. Anyway. Ich – yes please go ahead, I will follow – weiter Richtung Galibier. Und ich blieb sehr happy. Das ist ein Pass, der kann was.

Die Abfahrt zum Col de Lautaret dauerte auf Grund wichtiger Lichtbilderstellungen ein wenig. Aber dann, vom Pseudo-Col de Lautaret nach Briancon gings mal so richtig zur Sache. Gefühlte Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h (ohne das blöde Wohnmobil vor mir wären es natürlich deutlich mehr gewesen) das ganze auf einer Strecke von 40 Kilometern. Yes, so geht das. Und das schönste: danach war ich in Südfrankreich. Die Sonne bollerte über die Bergketten hinweg, duftende Pinienwälder säumten meinen Weg, die Motorradfahrer alle weg. Und ich entledigte mich erstmalig meiner Winterklamotten. Aber die passten zusammen gar nicht in meine Gepäcktasche. Was tun? Welches Stück kann ich  unwiderruflich entbehren? Nee, nee, die Sachen bleiben alle bei mir. Irgendwie gings dann doch, Trikot-Taschen voll machen, Pausebrot wegessen und den Rest in die leere Flasche im Getränke Halter.

Jetzt schön durch Briancon durch, noch ein kurzes Stück hoch nach Cervieres und da in ein schönes Hotel. Aber mit jedem zurückgelegten Meter schwand auch mein Reservoir an Kraft und Laune – und zwar exponentiell – oder so. Also stärker als die verbleibende Wegstrecke. Begleitet von verschiedenen Sorgen. Die blöde Ortschaft da oben liegt sicher voll im Schatten. Vielleicht gibt es da gar kein Hotel. Und wenn hat es schon zu, weil Nebensaison. Ok, hier gäbe es ein Gites d’Etappe. Aber ohne vorher eingekauft zu haben kein guter Plan. Da ein Chambre d’Hote. Nee, keine Lust. Lieber fahr ich zurück runter nach Briancon. Weiter. Vielleicht schaffe ich es heute auch noch über den Izorad und finde unten im Tal ein schönes Zimmer. Beim steten Pedaletreten hat man jedenfalls viel Zeit. Und da bleibt kein Gedanke ungedacht, und sei er noch so abwegig. To cut a long story short.That’s where I ended up. 

Nicht ganz Asti, but I loved it just the same. Even more.

Gestern also nach Barcelonette, bleierner Himmel und irgendwie trug ich diese Schwere auch in mir. Die Abfahrt vom Isoard sehr schön.

Wenngleich ich diese nicht so richtig genießen konnte. Ein wahnsinniger Gegenwind. Dass ich in der Abfahrt aufs kleine Blatt schalten musste war nicht so schlimm. Aber die Windgeräusche an den Helmstriemen, die direkt am Ohr liegen, waren zermürbend. Und die Abfahrt nach Guillestre dauerte – auch weil ich ja nicht sonderlich schnell war – fast eine Stunde. Danach war ich echt fertig.​

Jetzt dann auf zur Königsetappe zum Cime de la Bonnette. Bin wieder sehr aufgeregt, auch weil das Wetter nicht mehr ganz so sommerlich ist.

Zum Glück kein Regen, aber die Briten auf dem Weg nach Asti waren wieder am Start. Mit vielen Porsches und ein paar wenigen britischen Fahrzeugen. Oben war ich aber ganz alleine.


Gab halt keinen Tee.

Der letzte Tag. Col de Turini.Le Fin.

5 Kommentare zu „Route des Grandes Alpes jetzt richtig

  1. Hold on. Die bisherige Route war schon krass genug. Alles weitere ist en plus. Haben die Engländer da oben wirklich einen gescheiten Tee bekommen? Wenn ja, falle ich vom Glauben ab …

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  2. Hold on. Die bisherige Route war schon krass genug. Alles weitere ist en plus. Haben die Engländer da oben wirklich einen gescheiten Tee bekommen? Wenn ja, falle ich vom Glauben ab …

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  3. Deine Fotos sind irre! Die müssen jetzt mal irgendwo richtig gezeigt (ausgestellt /veröffentlicht) werden!
    Und Kuss von deiner Frau – weiter so:-)

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